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Bald folgen die Verzeigungszahlen fürs 2006. Doch Statistiken geben nur einen schwachen Eindruck von der Härte der Repression, von dem unwürdigen Durchsuchtwerden, von den polizeilichen Schikanen. Hier ein konkretes Beispiel für Repression – und das sogar ohne THC-Konsum!
«Wir, vier junge Erwachsene, sitzen in einem Park und reden miteinander. Wir sind weder laut noch randalieren wir. Wir sehen, wie zwei Polizisten mit einem Hund in unsere Richtung kommen. Doch weil wir nichts Verbotenes gemacht haben warten wir und bleiben sitzen. Zuerst kontrolliert die Polizei unsere Ausweise. Mit der männlichen Person folgt ein längeres Gespräch, weil er sich nicht ausweisen kann.
Dann beginnen sie mit der Taschenkontrolle. Alles müssen wir aus den Taschen rausnehmen und auf das Bänklein legen. Die Handys werden kontrolliert, ob sie als gestohlen gemeldet sind. Bei mir in der Tasche liegt ein leeres Minigrip. Ich werde gefragt, wann ich das letzte Mal konsumiert hatte. Doch ich erkläre dem Polizisten, dass ich darauf keine Auskunft geben will. Er droht mir an, dass ich es mir nochmals überlegen soll, weil ich sonst mit auf den Posten muss. In meiner Überlegenszeit werden die Taschen der anderen durchsucht. Als die Durchsuchung der anderen vorbei ist, wendet er sich wieder mir zu. Doch ich will immer noch keine Auskunft geben.
Meine Kollegin begleitet mich. Wir müssen mit den Polizisten durch die ganze Stadt laufen. Ich fühlte mich nicht so gut. Irgendwie war ich doch sehr nervös und mein Magen schlug Kapriolen. Als wir beim Posten ankamen, konnten wir zuerst einmal warten. Ich wurde dann geholt und durfte/ musste mit dem Polizisten in ein Büro. Es war nochmals ein Polizist dabei. Doch der sagte nichts. Der erste fing an mich zu befragen. «Wann haben Sie das letzte Mal konsumiert?» Immer wieder stürmte diese Frage auf mich ein. Und jedes Mal sagte ich, dass ich dazu nichts sagen will.
Er meinte, dass es ein Minigrip mit Cannabis-Rückständen sei. Wenn man das Grip chemisch untersuchen würde, könnte man vielleicht schon irgendwelche Rückstände finden. Doch von Auge aus ist es ein leeres Grip. Er fragte weiter, wann ich das letzte Mal konsumiert hätte. Doch ich war immer noch stur. Ich zitterte sehr und hatte Angst, dass mir schwarz vor Augen wird oder dass ich erbrechen muss. Immerhin bekam ich ein Gläslein Wasser. Der Polizist warf mir vor, ich würde unter härteren Drogen stehen, weil ich sehr bleich war und zitterte. Ich erklärte ihm, dass das nur die Aufregung sei. Er erklärte mir, dass sie mich registrieren, wenn ich ihm nicht sage, wann ich das letzte Mal gekifft hätte. Ich fragte ihn, was denn passieren würde, wenn ich ihm jetzt die Auskunft geben würde, die er hören will. Ich würde registriert werden und eine Anzeige bekommen. Das bestärkte mich nur noch mehr dazu, die Aussage zu verweigern.
Endlich merkte er, dass ich ihm keine Auskunft geben würde. Auf das Protokoll schrieb er: «Dazu mache ich keine Aussage!» Ich verlangte, dass das Ausrufezeichen zu einem Punkt umgeändert wird. Weil geschrieen habe ich ja nicht. «Jetzt habe ich schon genug lang gewartet, wenn Sie es nicht unterschreiben, unterschreibt mein Kollege für Sie.» Wohl oder übel unterschrieb ich dann. Doch damit war es noch nicht vorbei. In der Zwischenzeit waren noch einige Polizisten mehr gekommen, darunter einer, der die Leitung nun an sich riss.
Ich musste mit einer Frau in einen anderen Raum und musste mich oben freimachen. Als sie mir unter die Arme und in den BH geschaut hatte, konnte ich mich wieder anziehen. Ich musste dafür aber die Schuhe, Hosen, Socken und Unterwäsche ausziehen. Ich musste mich bücken und die Füsse heben. Als ich mich wieder angezogen hatte fing sie mit mir zu sprechen an. Dass es mir wohl nicht so gut gehe, dass ich wohl Probleme habe und so weiter. Ja klar hab ich Probleme, wenn ich am Samstagabend auf dem Polizeiposten bin! Auch sie kam nochmals auf andere Drogen zu sprechen. Ich hörte, wie meine Kollegin draussen in die Zange genommen wurde. Als ich dann endlich aus diesem Raum konnte, war die Sache noch nicht vorbei. Meine Kollegin, die mich bloss freiwillig begleitete, musste sich auch noch vor der Frau ausziehen.
Ich wurde in einen anderen Raum geholt. Drinnen war ein Polizist und vor der Türe standen drei andere Polizisten. Er wollte, dass ich einen Drogentest mache (Drugwipe–5). Doch ich wollte das nicht. Er drohte mir an, dass sie mit mir ins Spital fahren und Blut- und Urinproben nehmen. «Also, jetzt machen wir den Test…» Ich verneinte immer wieder. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr und stimmte zu. Mit diesem Test wurde auf meiner Zunge gerieben und dann musste ich einige Minuten warten. Der Test fiel negativ aus. Die Sache ging dann sehr schnell. Meine Kollegin und ich konnten den Posten verlassen und waren wieder freie Menschen.
Allgemein waren sie nicht sehr professionell. Als wir im Park waren, musste ich meine Hosentaschen gar nicht leeren, die haben das einfach vergessen. Und mein Zigarettentäschlein wurde von niemandem kontrolliert. Die haben das einfach verpeilt. Ich denke nicht, dass die Sache für mich ein Nachspiel haben wird. Wegen einem leeren Grip noch mehr Aufwand lohnt sich wohl nicht? Denn der Aufwand war ja schon beträchtlich: Allein der Drogentest kostet den Staat 100 Franken. Wäre er positiv ausgefallen, hätte ich das bezahlen müssen. Und dann noch all diese Polizisten, die sich eine halbe Ewigkeit lang mit uns beschäftigt haben, die haben wohl auch keinen kleinen Stundenlohn. Und nicht zu vergessen der Hund…»
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