72 Jahre Illegalität: Gedenktag am 8. Oktober 2023

Hanf war nicht immer illegal. Doch nun sind es bereits mehr als sieben Jahrzehnte, in denen der Umgang damit verboten war – und nach wie vor ist. Die vielfältigen Repressionserfahrungen wollen und können wir nicht vergessen. Der Gedenktag bietet eine Möglichkeit, sich zu erinnern.

Das Hanfmuseum

Ruth Zwahlen, Gründerin und Betreiberin des Hanfmuseums, blickt auf eine lange Geschichte des Hanfaktivismus sowie der -repression zurück und lädt jedes Jahr zu einem Treffen von Aktiven in ihrem Hanfmuseum ein. Dieses besteht nun mittlerweile seit 27 ­Jahren! Es ist eine enorme Arbeit, die Ruth ganz alleine verrichtet. Einzelpersonen, Lehrlinge, Vereine und viele weitere hat sie empfangen, durch ihr Museum ­geführt und aufgeklärt.

→ Wer das Hanfmuseum ebenfalls besuchen möchte, kann sich dafür gerne unter Telefon 056 491 15 59 bei Ruth Zwahlen ­anmelden.

Der Gedenktag

Zwei Dutzend Aktive trafen sich an einem warmen Oktobertag, um dem Hanfverbot vor über 70 Jahren zu gedenken. Die Besucherinnen und Besucher zündeten 72 Kerzen an, für jeden Repressionsjahrgang eine. Nebst Hanf-Degustationen und Cannabis-Diskussionen stand auch ein Vortrag auf dem Programm.

Die Hintergründe der Anwesenden waren sehr verschieden: Ehemalige und Aktuelle aus Hanfläden, Bekannte aus der Umgebung, Mitglieder vom Legalize it!, Vertreter der IG Hanf sowie Verwandte von Ruth, dazu eine Anwältin, die bis vor Bundesgericht gegangen war (und Erfolg hatte). Eine vielfältige Schar also. Und so waren auch die Diskussionen: Geschichten aus der Vergangenheit, Wünsche für die Zukunft. Wir sind nicht alle gleich, nicht alle haben dieselbe Meinung. Wir sehen verschiedene Wege und ich denke, wir müssen alle beschreiten – in der Hoffnung, dabei einen zu erwischen, auf dem wir uns durchsetzen können.

Gedenken und danken

Ruth gratulierte auf einer der Schautafeln unserem Verein Legalize it! zur 100. Ausgabe. Liebe Ruth: Wir haben dir zu danken. Für deine unermüdliche Mitgliederwerbung, deine Mithilfe bei unzähligen ­Legalize it!-Versänden und deine jahrzehntelange Mitgliedschaft in unserem Verein. Wir wünschen dir noch viele Jahre, in denen du dein Hanfmuseum weiter­entwickeln kannst!

Wir sind!

Die Jahrzehnte der Repression haben viel Leid verursacht, vielen Menschen, auf dem ganzen Planeten, in praktisch allen Gesellschaften.

Viele traurige Geschichten hat Ruth mit­verfolgt. Unzähligen Betroffenen hat sie zugehört, Trost gespendet und Mut ­gemacht.

Zur 100. Ausgabe des Legalize it! fasst sie ihre Gedanken zur Hanf-Repression in folgenden Worten zusammen.

Wir sind gefilzt, ausgezogen, körperlich durchsucht, gebüsst, verhaftet worden und ins Gefängnis gekommen. Der Staat hat uns das Geld weggenommen.

Wir sind schikaniert, erniedrigt, angespuckt, beleidigt, verachtet, bestohlen, ­betrogen, belogen und ausgelacht worden. Wir verloren unsere Arbeitsstelle, ­flogen von der Schule oder aus der Lehre.

Wir sind zusammengeschlagen, erpresst, hingerichtet, ermordet oder in den Suizid getrieben worden.

Wir sind in Suchtkliniken und psychiatrische Anstalten eingewiesen worden. Wir bekamen nicht die richtige Medizin.

Wir sind in Spitäler gefahren worden, unser Urin und unsere Haare wurden untersucht, wir haben unsere Fahrerlaubnis verloren. Wir mussten genussmittelfrei werden.

Wir sind in Zwietracht mit unseren Familien gekommen und mussten immer aufpassen, was wir sagen – und lügen, wenn wir unsere Kinder nicht verlieren wollten.

Wir sind «Kifferinnen», wir sind «Drögeler», wir sind «Asoziale». Wir wurden nicht für voll genommen. Wir müssten Alkohol trinken, dann wäre alles gut…

Und das alles wegen dem Hanfverbot, das es seit dem 3. Oktober 1951 in der Schweiz gibt.

Und nie haben wir aufgegeben: Dieses Gesetz gehört abgeschafft.

Danke euch allen!

Zuletzt geändert: 2024/02/27 17:16

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