Ich bin unter 18 Jahre alt – was gilt für mich?

Jugendstrafrecht

Viele Verzeigungen wegen Kiffens betreffen Jugendliche. Wenn du noch keine 18 Jahre alt bist, ist vieles ein wenig anders als bei den Erwachsenen. Grundsätzlich bleibt das Verbot, wie wir es in dieser Broschüre beschreiben, aber der Strafrahmen ist noch offener als bei den Erwachsenen. Das heisst, dass die Jugendanwaltschaft ein sehr grosses Ermessen hat, wie sie eingreifen will, wenn sie erfährt, dass Jugendliche kiffen. Sie kann sie vorladen oder auch schriftlich ermahnen (evtl. auch mit Spruchgebühren belegen).

So erwähnte ein Winterthurer Jugendanwalt im Tages-Anzeiger vom 26. Mai 2001: «Wir haben sehr viele Marihuanakonsumenten – auch heute noch. (…) Wir müssen wegen Überlastung in gewissen Fällen keine Einvernahme mehr machen. Aber Kiffer unter 15 Jahren laden wir weiterhin vor. Nur über 15-Jährige behandeln wir schriftlich.» Kosten würde das dann 140 Franken. Wer allerdings auffällig ist oder mehrmals angezeigt wurde, wird natürlich härter angefasst. Und die Möglichkeiten reichen von einer Verwarnung, über Arbeitseinsätze bis zu einer bedingten oder unbedingten Einschliessung. (Bedingt heisst, dass die Strafe nicht sofort vollzogen wird, sondern während einer bestimmten Zeit, zum Beispiel ein oder zwei Jahre, geschaut wird, ob der oder die Verurteilte wieder straffällig wird – nur dann wird die Strafe vollzogen.)

Kurse für Kiffende

In gewissen Gemeinden wird, wenn kiffende Jugendliche auffallen, auch nicht sofort eine Strafe durch die Jugendanwaltschaft verhängt, sondern die Jugendlichen müssen Präventionskurse besuchen und sich mit dem Thema Sucht auseinandersetzen. Bei wiederholter Auffälligkeit wird dann eine Strafe ausgesprochen.

Und ausserdem haben die Eltern bei unter 18-Jährigen auch noch einiges zu sagen. Üblicherweise werden sie vom Jugendanwalt informiert. Auch die Post des Jugendanwaltes gelangt natürlich zur Elternadresse. Spätestens dann steht neben der behördlichen Einmischung auch noch ein Gespräch mit den Eltern an. Diese reagieren sehr verschieden. Während die einen Eltern selber kiffen, bricht für andere Eltern eine ganze Welt zusammen – sie sehen dann ihren Nachwuchs schon mit der Nadel im Arm unter irgendeiner Brücke liegen. Diese Gespräche mit den Eltern sind für viele Jugendliche schwieriger als die Bestrafung durch die Jugendanwaltschaft.

Nicht alle Jugendlichen kommen gleich dran

Wer in der Schule gute Noten hat oder seine Leistung im Lehrbetrieb bringt, hat normalerweise kaum schwere Sanktionen zu befürchten. Wer hingegen in der Ausbildung schlecht mitkommt oder gar noch weitere illegale Aktivitäten entwickelt (Töffli frisieren, Diebstähle), der wird natürlich härter angefasst. Und je früher jemand erwischt wird, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie immer härtere Strafen bekommt – denn Wiederholungstaten können mit jedem Mal schärfer bestraft werden. Es ist wirklich sehr sinnvoll, die ersten Verzeigungen im Leben so weit wie möglich hinauszuschieben. Denn wer bereits vor der Volljährigkeit mehrere Bussen bekommen hat, wird ein schwieriges Erwachsenenleben bekommen.

Gemeinsamer Konsum

Ein spezieller Punkt ist neu zu beachten: Wenn Jugendliche unter 18 Jahren mit über 18-jährigen zusammen kiffen, dann ist die Weitergabe des Joints für diejenigen, die den Joint an über 18-Jährige reichen legal, für diejenigen aber, die den Joint an unter 18-Jährige weitergeben ist es ein Vergehen, also ein massiv illegales Verhalten. Gedacht war diese Bestimmung wohl gegen die ach so bösen Dealer, treffen wird sie die Erwachsenen, die gemeinsam mit Jugendlichen THC-Produkte konsumieren – und ebenfalls Jugendliche, die mit anderen Jugendlichen Joints rauchen. Auch hier erfolgt ja eine Weitergabe an unter 18-Jährige!

Zuletzt geändert: 2023/12/22 21:16

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