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Die neunte Auflage unseres Shit happens

Nach zwei Teilrevisionen würde das BetmG längere Zeit fixiert sein: Eine professionell gedruckte Broschüre könnte also Sinn machen. Es drängte nach einer neuen Auflage. Doch war unser Verein, nach Jahren auf Sparflamme, zu einem solchen Effort noch fähig?

Die Vorbereitung

Angedacht war das Projekt schon länger: Wieder einmal eine Ausgabe unseres Shit happens als «richtige» Rechtshilfebroschüre, in der Druckerei gedruckt, geheftet und in grosser Auflage. Denn die aktualisierten Auflagen 7 und 8 hatten wir jeweils im Eigendruck herausgegeben. Laufend änderten Gesetze in dieser Zeit, eine grosse Auflage wäre schnell veraltet gewesen. Doch dann zeichnete sich ab, dass 2013 nach Inkrafttreten der Ordnungsbussenvorlage die rechtliche Situation für längere Zeit fixiert sein würde.

Somit war der ungefähre Termin klar, ein paar Rückstellungen hatten wir über die letzten Jahre bilden können, doch wie sollten wir die Kosten des Offsetdrucks, geschätzte 3-5’000 Franken, beschaffen? Geschweige denn, wie wir die nötigen Arbeitsstunden des Projektes begleichen sollten…

Der Start

Im 2012 organisierte ich meinen Abgang aus meinem Hauptjob der letzten Jahre und schaute, dass ich mindestens ein halbes Jahr beim LI als Sekretär zu 60% arbeiten konnte. Dafür musste ich 20’000 Franken auftreiben… Nachdem das gelungen war, startete ich im April 2013 wieder mit 60% und dem Broschürenprojekt. Zunächst hiess es: Büro aufräumen und Platz schaffen für das neue Projekt.

Die Planung

Ursprünglich wollte ich die alten Texte einfach updaten. Doch als ich die letzte Broschüre nochmals durchlas und die zu ändernden Stellen anstrich, merkte ich bald: Das geht so nicht. Zu vieles hatte sich geändert, letztlich war das alte Layout auf der Struktur mit «Hanfkraut zur Betäubungsmittelgewinnung» aufgebaut gewesen. Wir hatten zwar die Änderungen jeweils nachgeführt, aber immer als Änderungen zum Bisherigen. Doch nun ging es ja um eine für längere Zeit fixierte, neue Situation. Deshalb entschloss ich mich, doch ein neues Layout zu entwerfen und damit auch eine komplett neue Logik: Nun sollte die Broschüre dem THC-Gehalt und den Stufen der Illegalität nachgehen. Das Letztere hatte ich ja immer häufiger betont, denn es ist ein entscheidender Unterschied zwischen Übertretung und Vergehen. Und der THC-Gehalt war nun seit 2011 definitiv die entscheidende Grösse dafür, ob irgendein Ding ein Betäubungsmittel ist oder nicht. Den Mai benötigte ich, um das durchzudenken und die neue Struktur vor mir zu sehen.

Der Versuch

Es war länger unklar, ob wir die Druckkosten zusammenbringen würden. Also organisierte ich das Layout und das Projekt so, dass ich auch eine Kleinauflage im Büro hätte drucken können. Aber das Ziel war klar: Wir wollten eine «richtige» Broschüre! Also starteten wir zum ersten Mal ein Crowdfunding-Projekt. Da hiess es nun: Video zum Projekt erstellen, Projektdaten auf der Site angeben, kritisiert werden, einen zweiten Versuch starten, angenommen werden und die ersten 25 Franken einzahlen. Und das blieb dann ein paar Tage auch so… Also mussten wir Mails verschicken, Leute motivieren und wirklich: In mehreren Schüben kamen nach 90 Tagen 4’050 Franken zusammen (4’000 Franken waren das eingegebene Ziel – wären diese nicht erreicht worden, hätten die Leute ihr Geld wieder retour erhalten und das Projekt wäre gestorben). Wie so häufig in all den 20 Jahren: Es reicht immer grad so knapp…

Das Layout

Im Juni und Juli hiess es nun: schreiben, layouten, füllen, ausarbeiten. Nun würde sich entscheiden, ob der theoretische Rahmen auch im Konkreten funktionieren würde. Hier brauchte es nun viel Fleissarbeit, Texte in den Kästen schönen, Texte prägnanter fassen, Fehler eliminieren… Und es ging auf, auch wenn ich in zwei Phasen nicht mehr glaubte, dass ich es hinbekommen würde. Denn 32 Seiten von Grund auf neu erdenken und dann in Form bringen ist eine grosse Büez. Nun, es war auch spannend. Es ist halt mein liebstes Projekt, was soll ich machen…

Die Korrekturen

Dann kam im August Fabian ins Spiel und forderte mich immer wieder mit seinen Korrektureinwürfen, an denen er hartnäckig dranblieb. Dieser Schub hat der Broschüre sehr gut getan, auch wenn ich manchmal schier verzweifelt bin. Fabian hatte in vielen Punkten halt einfach recht… Ein harter Monat, aber er hat sich gelohnt.

Der Druck

Anfang September musste ich noch die Daten auf Vordermann bringen, denn nicht alle Daten lassen sich auch drucken. Um das Gut zum Druck vorzubereiten ging ich anschliessend wieder mal in die Druckerei, wo wir früher schon unsere Legalize it!-Magazine und Shit happens-Broschüren gedruckt hatten. Viel hatte sich dort getan, Erweiterungen und Investitionen waren vorgenommen worden und das in einem nun wirklich nicht einfachen Markt.

Der Versand

Schliesslich kamen Mitte September wirklich 5’000 Exemplare bei uns im Büro an und der Versand an die Mitglieder konnte beginnen. Auch die Booster wollten bedient sein, hatten sie doch Anrecht auf einen Stapel für ihre Crowdfunding-Spende. Auch frühere Grossspender konnten bei Bedarf ein Päckchen bestellen (siehe Kasten links oben).

Die Ruhe und der Sturm

Und dann: Das wars wohl, dachten wir. Schöne Sache, wir habens hinbekommen. Ohne grosse Erwartungen schickten wir allen 51 Journis, die in unseren blauen Ordnern mit Artikeln verewigt sind, ein Exemplar. Nachdem von da keine Reaktion gekommen war, bereitete ich mich auf etwas Ferien vor…

Doch dann kam es: 20 Minuten brachte uns Anfang Oktober 2.5 Stunden als Header auf der Onlinefront, das brachte einen wirklich erstaunlichen Schub an Anfragen. Nun hiess es: ran! Adressen erfassen, Couverts und Päckchen füllen und versenden. Dann folgte eine Woche Ruhe, die durch einen grossen Artikel im Tages-Anzeiger beendet wurde: «Sven ist die Hoffnung», so lautete der Titel des doch recht speziellen Artikels. Nun brach die zweite Flut von Anfragen los. Unsere Formulare, unsere Website und unser Büro waren dem Ansturm gewachsen und wir durften viele neue Mitglieder begrüssen. Wir könnten immer so… Anfang November war die Hälfte der Auflage unter die Leute gebracht. Und wir waren sehr, sehr zufrieden. Anschliessend beruhigte sich das Ganze.

Die nächste Etappe

Nach der Zusammenfassung der rechtlichen Lage geht es nun darum, möglichst viele konkrete Fälle aus der neuen Zeit zu sehen und zu dokumentieren. Auch wie viele Leute in welche Kategorie kommen, da gibt es offene Fragen, denen wir die nächsten zwei Jahre nachspüren wollen. Darum sind wir froh um alle Infos. Diese Erweiterungen und Präzisierungen sollen nun vorzu auf unserem hanflegal.ch aufgeschaltet werden und das Bild über die Repression gegen Cannabis in der Schweiz weiter schärfen.

Aufruf: Dokus/Fälle schicken!

Mit der 9. Auflage der Rechtshilfebroschüre haben wir die gesetzlichen Grundlagen dargestellt. Nun sind die neuen Bestimmungen seit dem 1. Oktober 2013 in Kraft. Jetzt möchten wir möglichst viele Fälle sehen, die seither von der Polizei behandelt worden sind. Bitte schick uns Dokumente (Ordnungsbussen, Strafbefehle, Gerichtsurteile oder auch deine Erlebnisse als Text). Wir sind sehr interessiert an möglichst vielen konkreten Fällen. Dieser Repressionsalltag ist es, den wir in den nächsten Jahren wieder speziell untersuchen wollen. Diese Infos sind eine Grundlage für unsere Rechtsberatungen.

Zuletzt geändert: 2023/12/22 21:16

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