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+ | ====== Gras dealen – ein easy Job? ====== | ||
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+ | Das illegale Geschäft mit dem Hanf findet in Unterwelten statt, doch funktioniert es nach den gleichen ökonomischen Gesetzmässigkeiten wie die legale Wirtschaft. Wobei eine realistische Betrachtung oft klischeehaften Vorurteilen weichen muss. | ||
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+ | In diesem Artikel will ich das Thema Sicherheit im illegalen Indoor-Hanfbereich darstellen, um nur eine der vielen Herausforderungen im verfolgten und komplexen Hanfbusiness zu umreissen. Es folgt ein Einblick in die Risikoanalyse professioneller Hanfunternehmen. | ||
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+ | ==== Lukrativ oder stressig? ==== | ||
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+ | Dem Handel mit illegalen Drogen allgemein hängt der Ruf nach, das Ganze sei schnell gemachtes Geld oder gar einfach verdientes Geld, was sich bei einer realistischen Betrachtung schnell als sehr kurzsichtig und naiv herausstellt. | ||
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+ | Während man in den meisten legalen Branchen rundum mit Sicherheit (Versicherungen, | ||
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+ | Das hat den einfachen Grund, dass der blosse Eigenkonsum eine Übertretung darstellt und die Weitergabe (ob ein Gramm oder 20 Kilo) ein Vergehen. Konkret bedeutet das, dass jeder noch so kleine Dealer früher mindestens ein paar Monate bedingt auf Bewährung bekam und heute eine bedingte Geldstrafe mit zum Beispiel 100 Tagessätzen à 100 Franken, wenn er erwischt wird, während ein blosser Konsument eine einfache Busse zahlen muss. Also bewegen sich diese beiden Gruppen in ganz verschiedenen Welten von Sicherheitsansprüchen, | ||
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+ | Wenn man in Zeitungen von «Drogendealern» liest, deren «Rauschgift» aus ihrem «Drogenlager» beschlagnahmt wurde und nun festgenommen worden sind, denkt man als Ahnungsloser wohl kaum, dass es sich um einen korrekten und professionellen Händler oder Produzenten von Hanfprodukten handeln könnte, der stets mit bestem Wissen und Gewissen Hunderte bis Tausende von THC-Konsumierenden beglückt hat und für faire Preise Rufschädigung und Freiheitsentzug in Kauf nimmt (abgesehen von Erwerbsausfalls-, | ||
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+ | Ich hoffe, es ist mir gelungen, das schwierige Thema zu umreissen und gehe nun dazu über, den Sicherheitsaspekt aus der Sicht von professionellen Hanfdealern zu erklären. | ||
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+ | ==== Sicherheit in einem unsicheren Business ==== | ||
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+ | Was ist überhaupt Sicherheit? Sicherheit bedeutet, dass man die Risiken, die potenziell eintreffen könnten, erfasst hat und ihnen auf angemessene Art begegnet, so dass sie überblickt und minimiert werden können. Man benutzt dazu die Begriffe «Wahrscheinlichkeit», | ||
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+ | In unserem Bereich wäre zum Beispiel mit Kanonen auf Spatzen geschossen, wenn ein Gelegenheits-Kleindealer, | ||
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+ | Auf der anderen Seite ist es zum Beispiel fahrlässig gegenüber der eigenen Gesundheit, wenn ein Händler, der zwei oder drei Millionen Umsatz pro Jahr erwirtschaftet, | ||
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+ | Ein weiteres Beispiel fahrlässigen Handelns ist die häufige Verwechslung von Business und Freundschaft, | ||
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+ | Diese Falschheit, die zum Teil gar nicht boshaft und bewusst praktiziert wird, ist eine ziemlich grosse Gefahr, da diese Leute sehr viel reden und gar kein wirkliches Business haben. Hiermit sei jedem betroffenen Leser wärmstens empfohlen, sich von solchen Gestalten entschieden zu distanzieren, | ||
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+ | Nun aber zur eigentlichen Risikoanalyse eines eher grösser angelegten Hanfunternehmens (ab ca. einer Million Franken Umsatz pro Jahr); was sind die Gefahren, was ist der «Worst Case», was sind die Konsequenzen im Ernstfall? | ||
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+ | ==== Abwenden der schlimmen Wendung ==== | ||
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+ | Als Worst Case gilt sicher die vollständige Aufdeckung der jemals begangenen «Straftaten» durch die Polizei; ein recht weit hergeholter Fall, der im Hanfbereich meines Wissens fast nie vorkommt. Man müsste sich schon ziemlich grosse Mühe geben oder in extremem Stil wirken (vielleicht ab ca. 10 Millionen Franken Umsatz pro Jahr), um zu erreichen, dass irgendwelche Drogenfahnder das ganze Geschäft erfassen, beobachten und aufdecken können. Das heisst, die Auswirkungen wären schlimm, die Wahrscheinlichkeit sehr klein. Es ist also nicht eine Gefahr, die man allzu prioritär behandeln sollte. Man kann sie aber im Auge behalten und durch einfache Massnahmen minimieren bis verunmöglichen. | ||
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+ | Ein Beispiel: Man führt keine Telefonate – reden kann man, wenn man sich sieht! Auch kann man ein Treffen nutzen, um den nächsten Termin zu vereinbaren, | ||
+ | Eine weitere Sicherheits-Faustregel: | ||
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+ | Grundsätzlich hat das Geschäft mit unserem Lieblingskraut überhaupt nichts zu tun mit Handys und anderen modernen Technologien. Es ist ein uraltes Geschäft, das schon immer existierte – auch ohne diese Dinge! | ||
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+ | Eine bessere Methode das nötige Umfeld zu informieren ist eine Vereinbarung zu treffen mit einem Menschen, der einem nahe steht, den man oft trifft. Das sieht dann zum Beispiel so aus, dass der Dealer (Dealerinnen kommen praktisch nicht vor), der mit seiner Lebenspartnerin lebt, sie darüber informiert hat, wem sie alles berichten sollte, damit möglichst wenig Schaden für alle entsteht. Die meisten Frauen haben zwar mehr Mühe mit solchen Sachen als die Männer, doch kann man sie damit beruhigen, dass man sich ja eben gerade darum um solche Sicherheitsregeln kümmert, weil man auch sie schützen will. | ||
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+ | Was man diesbezüglich in der Realität mitbekommt sind zwei Paradebeispiele: | ||
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+ | Das Modell der Warnung durch Nahestehende, | ||
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+ | Eine weitere Möglichkeit, | ||
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+ | Wie gesagt, der Worst Case und diese einfachen Antworten darauf sollen in der Risikoanalyse nicht überhand nehmen, denn sonst werden weitere, wichtigere Risiken vernachlässigt. | ||
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+ | ==== Sauberes Arbeiten ist zentral ==== | ||
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+ | Unvorsichtigkeit – das Klischee des verhängten Kiffers, der sich nicht allzu viel Gedanken macht und eher faul ist, würde hier grosse Bestätigung finden! Drogenmissbrauch ist in den Kreisen sehr verbreitet, was nicht verwunderlich ist, entfaltet doch gerade Gras in hohen Dosen eine dämpfende Wirkung. Ruhe und Entspannung – wie oft wünscht man sich doch nicht nur in diesem Bereich diese banalen, einfachen und sehr starken Heilmittel gegen Süchte, Stress, Schlafstörungen und vielen weiteren Störungen! An Ruhe, Stille, Entspannung und Genuss mangelt es schon so in unserer hoch arbeitsteiligen und produktiven Gesellschaft – stellen Sie sich vor wie es sich bei Ihnen verhalten würde, wenn Sie neben Ihrem zeitintensiven Job, Ihrem womöglich noch stressigeren Hobby und Ihren Familienpflichten noch ein illegales KMU zu führen hätten! | ||
+ | Klar greifen viele zur Flasche oder zum Joint und übertreiben es masslos. Denn es ist kurzfristig einfacher, immer bekifft und ruhig zu sein, als sich Zeit und Raum für Ruhe zu leisten. Die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens ist hoch, die Auswirkungen können variieren von unbedenklich bis schlimm. Das heisst, man muss diesem Risiko mit aller Kraft begegnen! Ich bin mir sicher, dass diese Fahrlässigkeit der mit grossem Abstand häufigste Grund für Verurteilungen, | ||
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+ | Dies alles ist nicht nur meiner Meinung nach ein Auswuchs mangelnder Professionalität, | ||
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+ | Da kann man Jungs erleben, die in etwa einem Jahrzehnt mehrere Millionen Gewinn erwirtschaftet haben mit dem Indoor, Luxuslimousinen fahren und mindestens drei Monate im Jahr auf Luxusreisen verbringen, inzwischen aber völlig vereinsamt sind und süchtig nach Games und Drogen. Einige hatten auch Konsumprobleme – sobald sie etwas sahen, das ihnen gefiel, mussten sie es kaufen. Andere landeten direkt in der Psychiatrie! Ich habe jetzt den Worst Case und den grössten Risikofaktor beschrieben, | ||
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+ | Wenn der Punkt der Professionalität gegeben ist und man sich genug Zeit und Raum lässt, um sich zu erholen und zur Ruhe zu kommen ausserhalb des Geschäfts (auch öfters ohne zu kiffen!), ist schon sehr viel getan. Man kann sich ab und zu selber fragen: Handle ich so wie es ein solches Geschäft erfordert? Bin ich überhaupt fähig, meine eigenen Ansprüche zu erfüllen? Überstürze ich eventuell etwas? Versuche ich, irgendetwas zu erzwingen? Kiffe ich täglich? | ||
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+ | Mit diesen Fragen als Anstoss zu Überlegungen schliesse ich diesen Text ab und hoffe, dass er nicht nur informiert, sondern auch Spass gemacht hat. | ||
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+ | Mit grossem Respekt und Achtung vor allen, die ihre Freiheit für unsere Joints aufs Spiel setzen! | ||
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+ | ==== Einschätzung des Risikos ==== | ||
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+ | Viele denken, der Schwarzmarkt sei eine Goldgrube. Das kann auch durchaus während Jahren so sein: Eine gute Marge ohne grosse Leistung erbringen zu müssen. Doch der Stress, die (nicht unbedingt unberechtigte) Paranoia setzen den meisten sehr zu. Niemandem kann man richtig vertrauen – und irgendwann, früher oder später, aber eines Tages wird man reingenommen, | ||
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+ | ==== Grundlagen zu diesem Artikel ==== | ||
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+ | Dieser Text beruht auf vielen gehörten Geschichten und persönlichen Einschätzungen. Es gibt in diesem Bereich ja keine Dokumente, die man auswerten könnte. Dennoch denken wir, der Text vermittelt die Stimmung und die Probleme im illegalen Hanfhandel gut. Die hier beschriebenen Überlegungen sollen als Denkanstoss angesehen werden – denn Nachdenken über die Probleme und Folgen des illegalen Schwarzmarktes scheint uns ein sehr wichtiger Punkt zu sein. Sowohl für die Konsumierenden wie für die Handeltreibenden. | ||