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-**128’000 Unterschriften sind gesammelt und viele davon auch bereits beglaubigt. Es gibt noch einiges an Arbeit zu tun, doch eine Einreichung der Initiative scheint in Griffweite zu sein. Langsam kann man sich überlegen, wie die Abstimmung zu gewinnen wäre. +**128’000 Unterschriften sind gesammelt und viele davon auch bereits beglaubigt. Es gibt noch einiges an Arbeit zu tun, doch eine Einreichung der Initiative scheint in Griffweite zu sein. Langsam kann man sich überlegen, wie die Abstimmung zu gewinnen wäre.**
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-==== Ein hartes Stück Arbeit ====+===== Ein hartes Stück Arbeit =====
  
 Nach dem Tod der Betäubungsmittelgesetz-Revision im Juni 2004 sahen es schliesslich alle: Eine Verbesserung unserer Lage würde nicht einfach so kommen. (Dass die vorgeschlagenen Änderungen im BetmG auch nicht eine wirklich gute Lösung darstellten, wollten viele sowieso nicht glauben). Die Schweizer Hanf-Szene war damals schon ziemlich dezimiert: Die Beschlagnahmungen, Ladenschliessungen, Untersuchungshaften und Strafverfahren hatten eine deutliche Spur hinterlassen. Nach dem Tod der Betäubungsmittelgesetz-Revision im Juni 2004 sahen es schliesslich alle: Eine Verbesserung unserer Lage würde nicht einfach so kommen. (Dass die vorgeschlagenen Änderungen im BetmG auch nicht eine wirklich gute Lösung darstellten, wollten viele sowieso nicht glauben). Die Schweizer Hanf-Szene war damals schon ziemlich dezimiert: Die Beschlagnahmungen, Ladenschliessungen, Untersuchungshaften und Strafverfahren hatten eine deutliche Spur hinterlassen.
 Und in dieser Situation eine Initiative zu starten, war gewiss kein leichtes Unterfangen. (Besser wäre es gewesen, diese Initiative zu lancieren, als noch viele Läden mit grossen Umsätzen vorhanden waren – doch da dachten eben die allermeisten, die Verbesserung würde schon von alleine kommen.) So verlief der Start denn auch nicht grandios. Vom Ziel die Unterschriften sehr schnell zu sammeln, blieb nach wenigen Monaten nichts mehr übrig. Doch dank dem Einsatz von einigen Unermüdlichen wurde weitergesammelt und langsam wurde das Sammeln professioneller, das Beglaubigungsbüro kam besser voran. Aber von alleine passierte natürlich nichts. Die meisten PolitikerInnen, die die Initiative in der Anfangseuphorie unterstützten, blieben bei einer Unterstützung mit Worten. Doch unverdrossen kämpfte sich das Komitee Pro Jugendschutz gegen Drogenkriminalität voran und heute kann man sagen, dass die nötigen Unterschriften beisammen sind. Die Beglaubigung ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass die Initiative vor dem Ende der Sammelfrist im Januar 2006 eingereicht werden kann. Und in dieser Situation eine Initiative zu starten, war gewiss kein leichtes Unterfangen. (Besser wäre es gewesen, diese Initiative zu lancieren, als noch viele Läden mit grossen Umsätzen vorhanden waren – doch da dachten eben die allermeisten, die Verbesserung würde schon von alleine kommen.) So verlief der Start denn auch nicht grandios. Vom Ziel die Unterschriften sehr schnell zu sammeln, blieb nach wenigen Monaten nichts mehr übrig. Doch dank dem Einsatz von einigen Unermüdlichen wurde weitergesammelt und langsam wurde das Sammeln professioneller, das Beglaubigungsbüro kam besser voran. Aber von alleine passierte natürlich nichts. Die meisten PolitikerInnen, die die Initiative in der Anfangseuphorie unterstützten, blieben bei einer Unterstützung mit Worten. Doch unverdrossen kämpfte sich das Komitee Pro Jugendschutz gegen Drogenkriminalität voran und heute kann man sagen, dass die nötigen Unterschriften beisammen sind. Die Beglaubigung ist zwar noch nicht ganz abgeschlossen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gross, dass die Initiative vor dem Ende der Sammelfrist im Januar 2006 eingereicht werden kann.
 Bereits sind die ersten Gehirne daran, die Kampagne für den Abstimmungskampf vorzubereiten. Es wird nicht einfach sein. Noch ist unklar, woher die Millionen für einen erfolgreichen Abstimmungskampf kommen sollen – oder wie die Aktionsformen aussehen müssten, die zwar beim Publikum «ziehen», aber kaum Gelder benötigen.  Bereits sind die ersten Gehirne daran, die Kampagne für den Abstimmungskampf vorzubereiten. Es wird nicht einfach sein. Noch ist unklar, woher die Millionen für einen erfolgreichen Abstimmungskampf kommen sollen – oder wie die Aktionsformen aussehen müssten, die zwar beim Publikum «ziehen», aber kaum Gelder benötigen. 
-==== Neue Bewertung des THC-Konsums ====+ 
 +===== Neue Bewertung des THC-Konsums =====
  
 Für mich ist klar: Was es braucht, wenn die Initiative Erfolg haben soll, ist eine Umdeutung. Heute sind THC-Konsumierende halt für die meisten Menschen «Haschisch-Fixer» oder Figuren wir Giaccobos «Fredi, der Kiffer». Also Menschen, die zum Bodensatz der Gesellschaft gehören, unfähig, blöd, unansehnlich, primitiv, herumsiffend und zu nichts zu gebrauchen. Bekannt machen müssten wir, dass THC-Geniessende in ihrer überwiegenden Mehrheit Eltern, Geschäftsleute, integrierte und arbeitende, schlicht normale Menschen sind, für die THC-Genuss ein unproblematischer, aber äusserst schöner Teil ihres Lebens ist. Für mich ist klar: Was es braucht, wenn die Initiative Erfolg haben soll, ist eine Umdeutung. Heute sind THC-Konsumierende halt für die meisten Menschen «Haschisch-Fixer» oder Figuren wir Giaccobos «Fredi, der Kiffer». Also Menschen, die zum Bodensatz der Gesellschaft gehören, unfähig, blöd, unansehnlich, primitiv, herumsiffend und zu nichts zu gebrauchen. Bekannt machen müssten wir, dass THC-Geniessende in ihrer überwiegenden Mehrheit Eltern, Geschäftsleute, integrierte und arbeitende, schlicht normale Menschen sind, für die THC-Genuss ein unproblematischer, aber äusserst schöner Teil ihres Lebens ist.
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 Eine solche Umdeutung passiert nicht von heute auf morgen. Sie kann nur gelingen, wenn mutige THC-Geniessende hinstehen und sagen: Wir sind erfolgreiche, nette, anständige, selbstbewusste Mitglieder dieser Gesellschaft. Wir haben wirtschaftlich und sozial vieles erreicht. Wir sind sehr verschieden, aber wir haben unser Genussmittel im Griff – es ist ein Teil unseres Lebens, in dem noch vieles weitere stattfindet: Familie, Arbeit, Hobbys, Engagement. Erst wenn es uns gelingt, hunderte solcher Menschen zu motivieren, in der Öffentlichkeit hinzustehen und unsere Sache auf eine positive Art zu vertreten, haben wir eine Chance zu gewinnen. Doch genau diese Menschen haben Angst, sich zu exponieren, weil sie sich vor der gesellschaftlichen Ächtung fürchten. Deshalb halten sie sich bedeckt. Umso häufiger erscheinen dann in der Öffentlichkeit irgendwelche abgestürzte Menschen, die von sich behaupten, sie verträten die THC-Geniessenden (dabei sind sie selber häufig schlicht Polytoxikomanen, bei denen das Kiffen ein Element ihres Drogenkonsums darstellt). Damit wird das falsche Bild von uns in der Öffentlichkeit weiter zementiert. Eine solche Umdeutung passiert nicht von heute auf morgen. Sie kann nur gelingen, wenn mutige THC-Geniessende hinstehen und sagen: Wir sind erfolgreiche, nette, anständige, selbstbewusste Mitglieder dieser Gesellschaft. Wir haben wirtschaftlich und sozial vieles erreicht. Wir sind sehr verschieden, aber wir haben unser Genussmittel im Griff – es ist ein Teil unseres Lebens, in dem noch vieles weitere stattfindet: Familie, Arbeit, Hobbys, Engagement. Erst wenn es uns gelingt, hunderte solcher Menschen zu motivieren, in der Öffentlichkeit hinzustehen und unsere Sache auf eine positive Art zu vertreten, haben wir eine Chance zu gewinnen. Doch genau diese Menschen haben Angst, sich zu exponieren, weil sie sich vor der gesellschaftlichen Ächtung fürchten. Deshalb halten sie sich bedeckt. Umso häufiger erscheinen dann in der Öffentlichkeit irgendwelche abgestürzte Menschen, die von sich behaupten, sie verträten die THC-Geniessenden (dabei sind sie selber häufig schlicht Polytoxikomanen, bei denen das Kiffen ein Element ihres Drogenkonsums darstellt). Damit wird das falsche Bild von uns in der Öffentlichkeit weiter zementiert.
  
-==== Honorable THC-Geniessende ====+===== Honorable THC-Geniessende =====
  
 Eine Gruppe von erfahrenen, älteren, integrierten, präsentablen Menschen zusammenzustellen, die sich outen – das scheint mir die Hauptaufgabe für den Abstimmungskampf zu sein. Denn die grossen Gelder werden wir nicht finden (die Millionen haben wir einfach nicht und die Dealer haben null Interesse an einer Legalisierung, weil sie dann aus dem Geschäft fliegen). Es gibt diese Menschen mit positiven, erfolgreichen Biografien. Doch sie wollen sich nicht einzeln verheizen. Aber in einer Gruppe von 100 oder 200 ausgewählten Persönlichkeiten hinzustehen und den eigenen Lebenskonsum in der Öffentlichkeit (TV, Presse, Veranstaltungen) zu thematisieren, das könnte funktionieren. Dazu braucht es aber einiges an Aufbauarbeit: Es muss zwischen diesen Menschen Vertrauen entstehen. Und sie brauchen ein Umfeld, sagen wir nochmals 1’000 oder 2’000 Personen, die sie unterstützen. Denn es wird bestimmt einzelne Härtefälle geben: Menschen, die ihren Job oder das Autobillett verlieren. Diesen müsste dann der Unterstützungsclub wirksam helfen. Mit Geld, Beziehungen, Dienstleistungen und auch moralischer Unterstützung. So könnte es gelingen, aus dem Abstimmungskampf eine wirksame Show zu gestalten, wo wir gewinnen können, auch wenn wir in der Abstimmung keine Mehrheit erreichen sollten. Denn wahrscheinlich braucht es nicht nur eine Initiative, sondern mehrere Anläufe. Die allermeisten Initiativen finden keine Mehrheit – doch auch solche können positive Effekte haben. Zum Beispiel, indem sie eine Gesetzesrevision voranbringen. Eine Gruppe von erfahrenen, älteren, integrierten, präsentablen Menschen zusammenzustellen, die sich outen – das scheint mir die Hauptaufgabe für den Abstimmungskampf zu sein. Denn die grossen Gelder werden wir nicht finden (die Millionen haben wir einfach nicht und die Dealer haben null Interesse an einer Legalisierung, weil sie dann aus dem Geschäft fliegen). Es gibt diese Menschen mit positiven, erfolgreichen Biografien. Doch sie wollen sich nicht einzeln verheizen. Aber in einer Gruppe von 100 oder 200 ausgewählten Persönlichkeiten hinzustehen und den eigenen Lebenskonsum in der Öffentlichkeit (TV, Presse, Veranstaltungen) zu thematisieren, das könnte funktionieren. Dazu braucht es aber einiges an Aufbauarbeit: Es muss zwischen diesen Menschen Vertrauen entstehen. Und sie brauchen ein Umfeld, sagen wir nochmals 1’000 oder 2’000 Personen, die sie unterstützen. Denn es wird bestimmt einzelne Härtefälle geben: Menschen, die ihren Job oder das Autobillett verlieren. Diesen müsste dann der Unterstützungsclub wirksam helfen. Mit Geld, Beziehungen, Dienstleistungen und auch moralischer Unterstützung. So könnte es gelingen, aus dem Abstimmungskampf eine wirksame Show zu gestalten, wo wir gewinnen können, auch wenn wir in der Abstimmung keine Mehrheit erreichen sollten. Denn wahrscheinlich braucht es nicht nur eine Initiative, sondern mehrere Anläufe. Die allermeisten Initiativen finden keine Mehrheit – doch auch solche können positive Effekte haben. Zum Beispiel, indem sie eine Gesetzesrevision voranbringen.
  
Zuletzt geändert: 2023/12/22 21:16

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