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2004: Ein neuer Jahrgang Repression in Zahlen

27’379 Beschlagnahmungen mit Total 482’071 eingezogenen Hanfpflanzen und 6’179’690 Gramm aufgegriffener THC-Ware, dazu 40’384 Verzeigungen gegen Menschen, die mit THC Umgang pflegten – das gab es im Jahr 2004 aus polizeilicher Sicht.

2004 bestätigt nun auch statistisch, was wir bei unseren Rechtsberatungen im letzten Jahr feststellen konnten: Der Kampf gegen den Hanf und die Menschen, die mit ihm Umgang pflegen, geht unverdrossen weiter. In vielen polizeilichen, staatsanwaltschaftlichen und gerichtlichen Arbeitsstunden werden THC-Produkte beschlagnahmt, THC-Verkaufende verurteilt und THC-Geniessende gebüsst. Immerhin bekommen so etliche Polizisten, Staatsanwälte und Richter einen Job – es dürften hunderte sein, die in der Schweiz davon leben, dem ach so bösen Hanf nachzustöbern.

Allerdings: Die Beschlagnahmungen beim Gras sind nach den Höchstständen der letzten Jahre doch ziemlich eingebrochen. Hier widerspiegelt sich klar, dass es kaum mehr Hanffelder im grossen Stil gibt. Damit können bei einer Razzia nicht mehr Tonnen auf einmal gefunden werden. Und beim Hasch (der wieder vermehrt an Stelle des Grases tritt) konnte die Polizei nicht so recht fündig werden. Unklar ist, ob wirklich erst wenig Hasch (wieder) importiert wurde oder ob die Polizei diese neu-alten Haschconnections noch nicht durchschaut hat?

Bei den Hanfpflanzen jedenfalls blieben die Zahlen erstaunlich hoch, obwohl ja keine grossen, offenen Outdoorfelder mehr zu beschlagnahmen waren. Wir vermuten, dass jetzt vermehrt die Hanfpflanzenbeschlagnahmungen aus aufgeflogenen Indooranlagen stammen. Leider macht die Polizei in ihrer Statistik keine Unterscheidung zwischen Hanfpflanzen, die unter Kunstlicht, und Hanfpflanzen, die unter Sonnenlicht gewachsen sind.

Aus Polizei- und Zeitungsmeldungen ist jedenfalls zu entnehmen, dass im letzten Jahr sehr viele Indooranlagen von der Polizei entdeckt und beschlagnahmt wurden. Darunter befanden sich auch viele grosse und professionell geführte. Denn nach der immer stärkeren Repression seit der Jahrtausendwende wichen viele Produzenten von den offenen Feldern in die verdeckten Hallen aus. Doch auch hier wurden viele erwischt: Wegen hoher Stromrechnungen, wegen Lüftungsproblemen, wegen Einbrüchen, wegen Wasserschäden und auch wegen interner Streitereien (und folgenden Anzeigen).

Doch trotz der intensiven Repression konnten die Polizeien viel weniger THC-Produkte beschlagnahmen als in früheren Jahren. Die verbrauchte Menge dürfte aber ziemlich gleich geblieben sein. Damit ist die Effizienz der Polizeiarbeit in diesem Bereich zurückgegangen.

Bei den Verzeigungen steigen die Zahlen jedoch leicht. Wegen Haschisch-Genusses wurden 2004 zum ersten Mal seit Jahren wieder mehr Menschen angezeigt (siehe oben links). Bei den Verzeigungen wegen Haschisch-Handels ist die Anzahl bereits seit zwei Jahren am steigen (siehe unten links). Beides ist ein Hinweis darauf, dass wieder vermehrt Haschisch konsumiert und gehandelt wird. Wer sich auf dem Schwarzmarkt mit THC-Produkten eindecken will, merkt rasch, dass viel weniger (und vor allem viel weniger qualitativ hochstehendes) Gras angeboten wird. Hingegen florieren in allen grösseren Schweizer Städten die «Haschgassen» wieder, wo importierter Hasch angeboten wird (häufig wieder an den genau gleichen Orten, wo vor den Hanfläden die offene Cannabisszene den Handel abwickelte).

Trotzdem werden die meisten Verzeigten wegen Graskonsums angezeigt (siehe oben rechts). Die Werte sind sehr hoch, allerdings fällt auf, dass sie seit drei Jahren kaum noch steigen – hier dürfte die obere Grenze erreicht sein. Und in den nächsten Jahren tippen wir auf eine Abnahme. Bei den Verzeigungen wegen Handels mit Gras (siehe unten rechts) sieht man dasselbe: Die Verzeigungen sind nach wie vor auf hohem Niveau, sinken jedoch im letzten Jahr zum ersten Mal. Je mehr die Lager abgebaut sein werden und desto weniger Gras frisch angebaut werden kann, desto mehr werden die alten Haschischrouten (aus Marokko vor allem) wieder aktiviert. Und die Ware findet ihre Abnehmer, obwohl sie qualitativ häufig nicht befriedigend ist und die Preise zu hoch sind. Nur wenige Konsumierende machen hier keine Kompromisse und verzichten lieber aufs Kiffen, als minderwertige Ware zu beschaffen. Wer den Platz dafür hat, versucht selber Hanf anzubauen, damit die Qualität zu sichern und dem Schwarzmarkt auszuweichen.

Zuletzt geändert: 2015/09/23 16:38

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