Reisebericht: Cannabis in Bangkok (Thailand 2022)

Anfang Dezember 2022 machten wir Ferien in Singapur. Aus verschiedenen Gründen entschlossen wir uns, den ersten Abschnitt unseres Rückfluges über Bangkok (Thailand) vorzuverlegen und damit spontan die Gelegenheit zu nutzen, für ein paar Tage die asiatische Grossstadt Bangkok mit ihren über 8 Millionen EinwohnerInnen zu erkunden. Neben eindrucksvollen Tempeln, Wolkenkratzern, riesigen Märkten und Street Food in fast jeder Strasse, gibt es in Bangkok neuerdings auch immer mehr Cannabis!

Der Unterschied in der Handhabung von Cannabis könnte nicht grösser sein zwischen den beiden südostasiatischen Ländern: Bei der Einreise weist einen Singapur in roten Buchstaben darauf hin, dass jeglicher Umgang mit Drogen streng verboten ist und Drogenschmuggel gar mit Tode bestraft wird! In Bangkok hingegen prägen nun eine Menge Cannabis-Läden das Stadtbild. Wie kam es dazu und wie erlebt man die junge Cannabis-Szene Thailands als Tourist? Ein Reisebericht. (Geht unten weiter.)

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Ankunft und High-End-Dispensary «High Got You»

Unser Flug landete am späten Nachmittag in Bangkok. Nach etwa 45 Minuten Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt trafen wir bei unserer Unterkunft ein. Im Taxi konnten wir bereits ein paar Hanfläden im Vorbeifahren ausmachen, doch wir suchten nicht einfach irgendeinen auf, sondern statteten einem Laden namens «High Got You» einen Besuch ab. Der Laden befand sich in der «Hipster-Nachbarschaft» Ekkamai und hatte laut Website auch Verdampfer im Angebot. In den Regalen befanden sich zahlreiche aufwändig gestaltete Bongs, auf der Theke befanden sich Blüten der aktuellen Angebote mit Lupe und Beschriftung. Von der Gestaltung her mutete es an wie in einem Apple Store.

Regale mit Bongs im «High Got You»

Blüten mit Lupe und Beschriftung auf der Theke

Das Gramm Blüten kostete hier etwa 700 Baht, was umgerechnet etwa 18 Franken entspricht. Das ist fast doppelt so teuer wie im geplanten Pilotprojekt «Züri Can».

Leider war im «High Got You» bei unserem Besuch nur ein einziger elektrischer Vaporizer vorrätig: der Yocan Vane, ein Billigmodell, das weniger kostete als 2 Gramm Blüten. Generell sind elektrische Verdampfer in Bangkok (noch?) nicht an jeder Ecke erhältlich. Beliebter scheint dort stattdessen der Dynavap zu sein, ein nicht-elektrischer Verdampfer, den man mit Feuer oder externer Induktions-Heizspule auf die richtige Temperatur bringen muss.

Erstaunlicherweise ist es in Thailand nicht so einfach Verdampfer zu finden. Das liegt daran, dass alle Arten von Vapes in Thailand grundsätzlich verboten sind. Das Verbot wurde wohl mit Nikotin-Vapes im Sinn erlassen, beinhaltet nun aber streng genommen eben auch Cannabis-Verdampfer. Wo man trotzdem Verdampfer findet, so handelt es sich also um illegale Importe. Das spiegelt sich — bei hochwertigeren Geräten in anderen Läden — auch im höheren Preis wider.

Mit THC-Blüten und Verdampfer ausgestattet, machten wir uns auf die Suche nach einem Konsumort, denn in der Öffentlichkeit ist der Konsum verboten. Das ist auch in einigen anderen Ländern mit legalem Cannabis der Fall und stellt TouristInnen immer wieder vor logistische Herausforderungen. In einer Rooftop-Bar in Laufweite der Dispensary stärkten wir uns zunächst mit einer Portion Fried Rice und fragten dann den Barkeeper, ob man auf der Terrasse denn kiffen dürfe? Der Barkeeper riet davon ab und empfahl, stattdessen im Treppenhaus zu konsumieren. Vermutlich war er besorgt, dass wir andere Gäste mit Rauch stören würden, aber bei den geringen Dampf-Emissionen eines elektrischen Verdampfers ist das ja kein Problem.

Leider stellte sich der billige Verdampfer als kaum brauchbar heraus. Klar, er wurde schon heiss, aber es kam kaum Dampf, der dann auch nicht fein schmeckte, kaum Wirkung zeigte und ein unangenehmes Kratzen im Hals hinterliess.

Tag 2: Kleiner Enthusiasten-Laden «Smilemacy»

Am nächsten Tag suchten wir daher gleich den nächsten Hanfladen auf. Diesmal ging es zu «Smilemacy», einem deutlich kleineren Laden, der aber hochwertige Verdampfer von Storz & Bickel vorrätig hatte, was ich sicherheitshalber nochmal über eine kurze Nachricht per Messenger-App bestätigte. Im Laden begrüsste uns der Inhaber «Dear». An der Auswahl an Produkten, dem Fachwissen und seiner ganzen Art merkte man schnell, dass hier ein Enthusiast vor einem steht.

Regale im «Smilemacy»

Die Auswahl an Blüten war klein, aber fein: Es gab eine CBD-Sorte sowie mindestens je eine Indica-, Hybrid- und Sativa-Sorte.

Auswahl verschiedene Blütensorten

Das «Super Silver Haze» (Dears Empfehlung) schmeckte fein und hatte eine angenehme Wirkung. Die Blüte war recht kompakt und nicht übermässig mit THC-Harz überzogen. Eine solide Leistung, aber mit Luft nach oben (im Vergleich zum Beispiel zur Qualität des Cannabis in Kalifornien [USA]), insbesondere für diesen Preis.

Am darauffolgenden Mitgliedertreff wurde bemerkt: «Die Blüte sieht typisch für die Nutzung von PGRs (Plant Growth Regulators) aus!»

Blüte in Grossaufnahme

Wir fragten Dear, an welchen Orten denn in Bangkok gekifft werden darf? Er sagte, eigentlich überall wo geraucht werden darf (ein Widerspruch zu unserer Erfahrung am Vorabend). Draussen vor seinem Laden wäre es auf jeden Fall okay.

Konsum-Möglichkeit: «Heaven Of Weed»

Um die Umgebung ein bisschen zu erkunden, sind wir aber stattdessen die Strasse weiter gegangen und dort per Zufall auf einen Laden namens «Heaven Of Weed» gestossen. Dort konnte man nicht nur grammweise THC-Blüten kaufen, sondern sich auch gemütlich wie in einem Café hinsetzen und konsumieren.

Die meisten Sorten kosteten dort ca. 800 Baht, umgerechnet ca. 21 Franken. Das ist etwas teurer im Vergleich, aber in den anderen Läden konnte man jeweils nicht im Laden konsumieren, sondern nur draussen. Bei den hohen Temperaturen in Bangkok (30 Grad in der kalten Jahreszeit) schätzt man einen gut klimatisierten Innenraum!

Im «Heaven Of Weed» gab es leider keine einzige CBD-Sorte. Der Verkäufer meinte, dass CBD-Blüten zwar auch legal seien, aber etwas seltener in den Läden zu finden seien.

Foto des Ladens «Heaven Of Weed»

Unter dem Laden befand sich ein Restaurant, bei dem man Essen und Getränke bestellen konnte, welche dann nach oben in den Konsumraum geliefert wurden.

Getränk und Früchte im Hintergrund, Verdampfer «Mighty» im Vordergrund

Geschichte der Legalisierung

In den folgenden Tagen unternahmen wir zwei Touren: Eine Velo-Tour auf der menschengemachten Insel «Bang Kachao» und eine Eisenbahn-Tour zum «Damnoen Saduak Floating Market». Beide Tourführer erzählten der jeweiligen Gruppe von sich aus, dass Cannabis kürzlich in Thailand legalisiert wurde. Einer meinte, dass die Entwicklung ihn überrascht habe: Cannabis habe generell einen schlechten Ruf gehabt in der Bevölkerung — es sei als schlimmer angesehen worden als Kokain. Er mutmasste, dass die geringen Preise von selbst angebautem Cannabis dafür sorgten, dass Cannabis zur Droge der Wahl der ärmeren Menschen wurde. Beim zweiten Tourführer fragten wir nach, wieso legalisiert wurde. Er antwortete, dass Cannabis eigentlich zu medizinischen Zwecken legalisiert wurde und es dann ein Loophole (Schlupfloch) gegeben habe, was jetzt genutzt würde. Er scherzte: «Thailand used to be known as 'Land of the smile', now we are becoming the 'Land of the laugh'!»

Wenn man sich genauer informiert, findet man heraus, dass die Erzählung des Tourführers nicht ganz akkurat war: Es handelte sich nicht um ein Schlupfloch, sondern um eine beabsichtigte Änderung.

Mit einer Wahlkampagne, die unter anderem die Legalisierung von Cannabis beinhaltete, wurde Thailands Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul 2019 gewählt. Cannabis wurde in Thailand im selben Jahr zunächst zum medizinischen Gebrauch legalisiert. Am 9. Juni 2022 wurden dann Cannabisblüten von der Liste der Betäubungsmittel entfernt, was auch den Konsum zu Genusszwecken legalisiert hat. Hier geht es wirklich nur um Blüten: Jegliche Extrakte wie THC-Öle oder THC-Haschisch sind nicht zu finden, sondern bleiben weiterhin illegal.

Ein Funke Wahrheit steckt allerdings doch in der Wortwahl «Loophole», denn was es noch nicht gibt, ist eine explizite gesetzliche Regulierung, welche genauere Bestimmungen festlegt. Daher ist die aktuelle Phase der Cannabis-Szene in Thailand eher als «Wild West»-Phase anzusehen, die sich gegebenenfalls nach der ersten Gesetzgebung in den nächsten Monaten nochmals verändern könnte.

Eindrücke während der Reise

Bekannte Attraktionen in Bangkok sind sicherlich die zahlreichen Märkte. Beeindruckend sind sie alle, die Abendmärkte wie die Wochenendmärkte, diejenigen auf der Strasse, aber auch diejenigen in den riesigen Einkaufszentren. Oftmals sieht man dort auch Stände, die Hanfprodukte wie CBD-Öle zu Heilzwecken anbieten.

Plakat zu CBD enriched oil

Nicht fehlen auf einem Besuch in Bangkok darf auch ein Abstecher in die «Khao San Road», eine belebte Strasse mit hohem TouristInnenaufkommen im sogenannten «Backpacker-Quartier». Dort trafen wir im geschäftigen Nachtleben auf verschiedene Cannabis-Stände und -Bars. Vor einem Cannabisladen standen gleich drei Mitarbeiter und versuchten uns mithilfe der Menükarte hineinzulocken. Ein paar Ecken weiter sahen wir ein paar Männer mit einer Bong in der Hand durch die Strasse schlendern.

Cannabis-Stand in der «Khao San Road»

Fazit

Wenn dich Thailand als Urlaubsort anspricht, gibt es nun einen weiteren Grund für einen Besuch. Es ist eine spannende Zeit und ich fand es sehr interessant, die aufblühende Cannabis-Szene zu sehen. Wenn es dir aber mehr um Cannabisurlaub als um Thailand geht, würde ich stattdessen eher das deutlich nähere Amsterdam empfehlen.

Im Vergleich mit der Schweiz fallen die beiden Ansätze zur Legalisierung sehr unterschiedlich aus: Thailand hat mit einer vergleichsweise schnellen Änderung einfach mal legalisiert. Gegner der Legalisierung bezeichnen das als Schnellschuss und fordern sogar, dass die Änderung rückgängig gemacht wird. Wie die kommende Regulierung über die nächsten Monate und Jahre aussehen wird und wie erfolgreich das Modell «Legalisierung zuerst, Details später» verläuft, wird interessant zu beobachten sein.

Dieses Problem will der Schweizer Ansatz um jeden Preis vermeiden: In jahrelangen Pilotversuchen soll zunächst genug Wissen gesammelt werden, um dann mit einem hieb- und stichfesten Modell zu starten — doch dass Konsumierende nach wie vor in rechtliche Probleme geraten, wird dabei noch jahrelang billigend in Kauf genommen…

→ Weitere Bilder (insgesamt 25) finden sich auf https://hanflegal.ch/bangkok22bilder

Zuletzt geändert: 2023/12/22 21:17

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